Eberhard von Zitzewitz mit Bulgarenzar, einem der einflußreichsten Beschäler der ostpreußischen Pferdezucht, geboren währen der Evakuierung Weederns in der Pommerschen Heimat während des ersten Weltkrieges in Groß Gansen
Die Familie von Zitzewitz, ein Geschlecht preußischen Uradels, war seit ca. 600 Jahren in ihrer Pommerschen Heimat ansssig. Als zweitgeborener Sohn konnte Eberhard von Zitzewitz, geboren in Muttrin, nicht Erbe des Stammsitzes Muttrin werden, sondern erbte Groß Gansen und weitere Nebengüter. Im Jahre 1894 heiratete er Luise von Neumann, die Weedern von ihren Eltern übernommen hatte. und führte Wirtschaft und Pferdezucht des Gutes durch grundlegende Umstrukturierungen zu neuem Erfolg.
Nach der weitgehenden Zerstörung der Guts- und Wirtschaftsanlagen im ersten Weltkrieg gab er seine ererbten Pommerschen Güter Groß Gansen und Goschen an seinen Vater zurück. Hierdurch verfügte er über finanzielle Mittel um den Betrieb Weedern wieder aufzubauen und zu einem der modernsten Betriebe Ostpreußens zu gestalten.
Bild oben: Der Innenplatz Weederns ist riesig. Geplant war hier eine Rennbahn mit einem innenliegenden "Exerzierplatz" für Dressur- und Springübungen in den Massen 150 x 200 Metern.
Bild unten: Rechts im Bild eine überdachte "Reitbahn", eine der ersten Reithallen privater Gestüte um diese Zeit
Weedern galt über die Grenzen der Provinz Ostpreußen hinweg als einzigartiger landwirtschaftlicher Musterbetrieb. Die Übernahme der Bewirtschaftung war gleichzeitig der Beginn einer jahrzehntelangen erfolgreichen Zuchtarbeit für edle Pferde, die nicht nur die ostpreußische Warmblutzucht Trakehner Abstammung sondern auch die gesamte deutsche Warmblutzucht prägen sollte.
Zweijährige Hengste in Weedern, hinterer Zuchtstall
Das Herrenhaus Weedern, der Innenausbau wurde nie ganz fertig gestellt - wichtiger war für Eberhard von Zitzewitz zunächst die komplette Einrichtung der Stallanlagen.
Das große Zitzewitzsche Wappen war über dem Hauptportal angebracht - auf dem aktuellen Foto unten ist es nicht mehr vorhanden. Auch wurde leider die original Farbe nicht wieder hergestellt.
Stutenherde des Gestütes Weedern auf den endlos wirkenden Flächen an der Angerapp
Die in Vererbung und Fruchtbarkeit erfolgreichste ostpreussische Mutterstute Fahne, geb. in Weedern 1913 von Excellsior und der Fanfarre v. Veronicus u.d. Fanny v. Fanfarro u.d. Melanie v. Nebenmann xx mit Fohlen von Hirtensang.
Insgesamt schenkte sie 19 Fohlen das Leben.
Eberhard von Zitzewitz strebte immer nach noch mehr Harmonie, noch mehr Schönheit, noch mehr überlegenem tritt. Mit großer Liebe begleitete er durch die Jahre die Aufzucht jedes einzelnen Pferdes. Mit jedem Pferd war er verwachsen, jeden Stutenstamm baute er weiter aus, vor der Tochter sah er die Mutter, die Großmutter, die Urgroßmutter, so dass er jederzeit seine Züchterische Arbeit und deren Fortschritt kontrollieren konnte. So zählten bald die Weederner S-, B-, L-, A- und E- Familien zu den wertvollsten Stutendynastien des Landes.
Aus diesen herrlichen Stutenlinien rekrutierten sich ebenso regelmäßig einflussreiche Vatertiere sowie hochklassige Remonten. Zu nennen sind hier die Beschäler Attino, Alaskafuchs, Fahnenträger, Bonner Preusse, Letzter Charm, Excellsior sowie vor allem der legendäre Bulgarenzar. Bulgarenzar zählte zu den berühmtesten Vererber Persönlichkeiten mit einem Ruf, der weit über die Grenzen Ostpreussens besten Klang besaß.
Bulgarenzar als Statue des Bildhauers Willibald Fritsch, heute in Katarinental, siehe auch Gänsehautgeschichte unter "Aktuelles"
Bielder unten: Weederns Zerstörung durch den 1. Weltkrieg
1650 ha umfasste der landwirtschaftliche Betrieb Weederns, dazu zählten mehrere Vorwerke und auch die staatliche Deckstation Gudwallen, später Georgenburg war eine feste züchterische Institution. Der große Hippologe Gustav Rau bezeichnete Weedern "neben Trakehnen als kostbarste Perle der ostpreussischen Pferdezucht". Als Eberhard von Zitzewitz am 1.August 1934 für immer seine Augen schloss, übernahm seine Witwe Anna, die er im Jahre 1929 nach dem Tode seiner ersten Frau Isabell von Neumann heiratete, die Führung von Weederns Landwirtschaft und Pferdezucht. Unter ihrer Leitung erntete die Witwe die mit großer Weitsicht von Eberhard angelegten Früchte insbesondere der Pferdezucht und führte diese zu weiterer Blüte.
Das Ende des zweiten Weltkrieges bedeutete auch für Weedern den Untergang: die ehemals strahlende Zuchtdes Privatgestüts überlebte in nur wenigen Vertretern.
Zunächst fand Anna von Zitzewitz mit ihren Kindern Eberhard und Erdmute und ihren Pferden auf einer Siedling in Oberhode b.Fallingbostel Unterkunft; im Jahre 1962 zog die Familie nach Katarinental in Ostholstein.Nach dem Tode ihrer Mutter am 26.12.1968 übernahm Erdmute von Zitzewitz die Zucht - als ein Vermächtnis der verlorenen Heimat und der ehemals international berühmten, im Jahre 1945 untergegangenen Zucht Weederns. Die alten Stämme der Velegue, J.Adana, Monika und Kavalerie wurden in Katarinental weiter verfolgt und tragen heute den kennzeichnenden Namenszusatz "von Zitzewitz-Weedern".
Erdmute von Zitzewitz starb am 14.08.2011.
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